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Superficie bianca. 1995.
Seit den 1960er Jahren erarbeitet sich Castellani in seinen sogenannten "Superficie trapunte" einen eigenen Umgang mit der Leinwand. Mit ihnen stellt er die traditionellen Begriffe von Bild und Komposition in Frage und zeigt zugleich einen Weg auf, wie die Zweidimensionalität des Bildes überwunden werden kann. Die vorliegende Arbeit ist ein besonders schönes Beispiel dieser Werkgruppe, mit der der Künstler schon bald Berühmtheit erlangt. Mit Hilfe von Nägeln, die sich von hinten gegen die Leinwand drücken und den Stoff anheben, moduliert Castellani die monochrom gestaltete Oberfläche und erzeugt damit rhythmisch-serielle Effekte und ein reizvolles Spiel von Licht und Schatten. Anders als bei dem ZERO-Künstler Günther Uecker treten die Nägel selbst nur indirekt in Erscheinung. Der sichtbare materielle und technische Eingriff in das Werk wird auf ein Minimum reduziert. Mit sparsamsten Mitteln setzt Castellani sein zentrales Thema, das Verhältnis von Licht und Raum, reich differenziert ins Bild. Die anfänglich strenge Symmetrie der Nagelung ist nun einer rhythmisch-schwingenden Dynamik gewichen.
Mit den optisch vibrierenden Oberflächen hat Castellani seinen künstlerischen Weg gefunden, den er bis heute beschreitet. Seit 1960 ist sein Werk in bedeutenden internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. [RS]
In guter Erhaltung. Wenige Höhungen mit minimalen roten Bereibungsspuren. Mit einer winzigen, kaum wahrnehmbaren Materialanhaftung. Den Gesamteindruck nicht beeinträchtigend.
Acryl auf modulierter Leinwand.
Auf der umgeschlagenen Leinwand signiert, datiert und betitelt. 120 : 100 cm (47,2 : 39,3 in). Zwischen 1952 und 1956 studiert Enrico Castellani Malerei und Skulptur an der Académie Royale des Beaux Arts in Brüssel. 1956 erhält er sein Diplom im Fachbereich Architektur an der École Nationale Supérieure des Arts Visuelles de la Chambre. Noch im selben Jahr zieht der Künstler nach Mailand und gründet dort 1959 zusammen mit Agostino Bonalumi und Piero Manzoni die Zeitschrift und gleichnamige Galerie "Azimuth". Die nun entstehenden Arbeiten sind vom Informel, vor allem von "Spazialismo" und "Nucleare", beeinflusst. Castellani sucht den Kontakt zur Gruppe ZERO und vollzieht so die künstlerische Abgrenzung zu Fontana und Manzoni. Seit 1960 gehört er zum engeren Kreis der Gruppe und nimmt bis 1965 an ihren wichtigsten Ausstellungen teil.
EXPERTISE: Die Authentizität der vorliegenden Arbeit wurde vom Archivio Castellani, Mailand, schriftlich (E-Mail) bestätigt. Sie ist unter der Nummer 95-023 verzeichnet
PROVENIENZ: Galleria Extra Moenia Arte Contemporanea, Todi/Perugia.
Privatsammlung Österreich.
AUSSTELLUNG: Enrico Castellani - Marco Tirelli, Galleria Extra Moenia Arte Contemporanea, Todi/Perugia 1996, S. 18, mit ganzseitiger Farbabb. auf S. 19 (auf der umgeschlagenen Leinwand zweifach mit dem Stempel, darin handschriftlich nummeriert "814", sowie auf dem Keilrahmen mit dem Adressstempel der Galerie).
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